Warum eine Kirche aus allen Nähten platzte

Die diesjährige Orgelfahrt von Frauenkirchenkantor Matthias Grünert durch den Saale-Orla-Kreis startete am Freitag im Pößnecker Ortsteil Schweinitz. Die Vorfreude auf die Tournee veranlasste die Gastgeber und Organisatoren zu einem kleinen Sektempfang im Kirchgarten. In lockerer Form konnte man mit dem in Nürnberg geborenen Protagonisten ins Gespräch kommen. 

Matthias Grünert studierte Kirchenmusik, Gesang und natürlich auch Orgel. Die Königin der Instrumente beherrscht er so gut, dass er Preise bei Wettbewerben gewann und spezielle Kurse belegte. 2004 wurde er zum ersten Kantor der wiederaufgebauten Dresdner Frauenkirche berufen und in dieser Funktion gründete er den Chor der Frauenkirche, in dem mit Matthias Creutzberg auch ein Sänger aus Pößneck mitwirkt.

Mit Grünerts Tourneen sollen historische Orgeln eine Würdigung erfahren. Dieses Projekt hat Potenzial für noch viele Jahre, denn Thüringen ist mit mehr als 2000 Instrumenten gesegnet. Allein im Saale-Orla-Kreis sind es um die 200. Matthias Grünert erläuterte am Freitagabend, dass diese oft nur einmanualigen Orgeln mit wenigen Registern eine Herausforderung für Organist und Zuhörer seien. Passende Stücke seien rar und es „rauscht nicht raumfüllend los, wie bei großen Orgeln“. Dafür hätten diese Orgeln oft und wie in der Schweinitzer Dorfkirche den Vorzug, dass sie für alle sichtbar unten vor dem Altar stehen.

„Die 1857 von Johann Friedrich Schulze gebaute Orgel wurde erst 2024 saniert“, erklärte Anke Bocker, die sich um die Erneuerung des Instrumentes verdient gemacht hat. Für die zahlreichen Gäste hatte sie noch eine kleine Einführung in die gesamte Historie der Kirche parat. Danach ergriffen Dirk Heinrich als Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Saale-Orla und Christian Herrgott als Landrat das Wort, die Sparkassenstiftung und der Saale-Orla-Kreis ermöglichen nämlich gemeinsam als Sponsoren diese Orgelfahrt, die eine Herzensangelegenheit sei. Dirk Heinrich hat, wie er verriet, sogar einen persönlichen Bezug zu Schweinitz: „Ich habe vor mehr als 20 Jahren hier Urlaub gemacht, weil meine Frau aus Gründen nicht weit reisen wollte. Und es war ein sehr schöner Urlaub.“

Laut Pfarrer Christoph Fuß hat die Schweinitzer Kirche 80 Sitzplätze und sie fasst maximal 100 Personen. Das sollte am Freitagabend nicht reichen. Die Lösung hatte Matthias Grünert: „Wenn der Pfarrer erlaubt, dass Bierbänke im Altarraum stehen, dann lade ich Sie ein, mir auf die Finger zu schauen.“ Pfarrer Fuß war sofort dabei und Landrat Herrgott trug die Bänke mit in die Kirche hinein.

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