In Büßleben, einem Ortsteil von Erfurt, begegnen sich anno 1702 im Geiste Johann Pachelbel und der Abt Nikolaus de Gouverneur mit dem Erbauer der dortigen Orgel, Georg Christoph Stertzing: Heute ziert das Wappen jenes Abtes, welches ursprünglich das Orgelprospekt der 1702 erbauten Orgel bekrönen sollte, den Treppenaufgang zur selbigen. Der damalige Abt und Rektor der Erfurter Universität Nikolaus de Gouverneur stiftete wohl die Orgel und Pachelbel selbst dürfte mit dem Erbauer Stertzing persönlich bekannt gewesen sein, denn einige Jahre zuvor war er als herzoglicher Hoforganist in Eisenach tätig (dort unterhielt Stertzing seine Werkstatt) ehe Johann Pachelbel zwölf Jahre lang bis 1690 in Erfurt an der dortigen Predigerkirche wirkte. Anzunehmen ist, dass der damals berühmte Pachelbel (so war er beispielsweise großes Vorbild für den jungen Johann Sebastian Bach) während seiner Erfurter Zeit im gesellschaftlichen Austausch mit den Würdenträgern der Stadt stand, darunter vielleicht auch mit dem Benediktinerabt von St. Peter in Erfurt und späteren Professor der Theologie, zugleich Rektor der angesehenen Universität Erfurt. Und möglicherweise hat ja sogar jener Nikolaus de Gouverneur in der Erbauungszeit der Büßlebener #Orgel den berühmten Orgelvirtuosen Pachelbel um Rat gefragt, freilich dann im weit entfernten Nürnberg, Pachelbels späterer Wirkungsstätte, zumindest aber im Bewusstsein, dass Pachelbel in seiner vormaligen Tätigkeit den Orgelbaumeister Stertzing kannte und sehr schätzte. Es bleibt eine fantasievolle Vorstellung, die uns aber nicht weniger anschaulich in die Zeit um 1700 der reichen Musikkultur Thüringens führt und sodann die drei Erfurter Persönlichkeiten an einer der ältesten original erhaltenen Orgeln authentisch erfahrbar werden lässt. Die Aufnahme entstand live am Ostermontag 2021 im Rahmen der #OrgelFahrt mit #Frauenkirchenkantor #MatthiasGrünert in Erfurt und Umgebung.
